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Paraguay

19. Mär 2024

Ein Bericht unseres MaZ Clemens in Paraguay

Im November war der “Día del Campo”. Für die CEFA eine Riesensache, denn es kamen viele Schüler, Studenten, Interessierte und sogar der Minister für Landwirtschaft, um zum Thema Landwirtschaft Infos zu bekommen, die Schule anzuschauen, oder ein Ferkel zu kaufen. Wir haben uns darauf Wochen lang vorbereitet, die Schule herausgeputzt und im Wald Gestrüpp mit Macheten kleingeknüppelt, um Platz zu schaffen. An einem Sonntag bin ich das Fußballfinale der Liga von Curuguaty im Stadium anschauen gegangen, zusammen mit der halben Familie von Don Dario. Seine Familie hat die CEFA mitgegründet, seine Frau war jahrelang die Köchin im Internat und eine Tochter, Josefa ist die Sekretärin. Die Familie ist also immer involviert und ist ein bisschen wie eine Gastfamilie für mich. Die Stimmung war Top und das Spiel mit einem Eis zu genießen war genial! 

Beim Arbeiten in der Tierabteilung sind wir zu den Kühen auf die riesige Weide gegangen, um ein Kalb samt Mutter zum Stall zu bringen. Und wie geht das am besten? Richtig, auf dem Pferd! Wir haben also die zwei Pferde gesattelt und sind losgeritten, wie echte Cowboys. Das hat sich echt surreal angefühlt. Als Kind wollte ich auch immer ein Cowboy sein und jetzt reite ich in Südamerika über die paraguayische Prärie. Die rote Erde staubt unter den Hufen des Pferdes, den Schatten meines Sombreros im Gesicht. Demnächst machen wir dann mal einen Sonnenuntergangsausritt! Das Lasso ist übrigens auch nützlich, wenn mal eine Kuh eingefangen werden muss. Ein Schüler wirft das auch während des Reitens, als hätte er bei Lucky Luke persönlich gelernt...Ich war schon superstolz, als ich im Gehege ein Kalb mit dem Lasso erwischte! Letztens habe ich auch zum ersten Mal Kühe gemolken, was eigentlich gar nicht so schwer ist, und Spaß gemacht hat.

Ausritt mit den Pferden (Foto: Clemens)
Ausritt mit den Pferden (Foto: Clemens)

Ende November habe ich dann das erste Mal Paraguay verlassen und bin ein paar Tage nach Ciudad del Este ans 3-Länder-Dreieck (Brasilien, Argentinien, Paraguay) zu Hermano Thomas Haßler gereist, wo ich unter anderem eines der weltgrößten Wasserkraftwerke, Itaipú, besichtigen konnte, den filmreifen Monday-Wasserfall und auch zu einem Besuch in einer indigenen Kommunität nahm mich Hermano Thomas mit. Er setzt sich für die indigenen Guaraní ein, die vom Staat leider sehr vernachlässigt werden und oft ihres Grundes beraubt werden, damit dort Soja angebaut werden kann. Auch haben wir einen Tag in Argentinien verbracht und einen Zoo besucht, der Wildtiere aufnimmt und wieder auswildert. Ciudad del Este hat mich sehr überrascht. Es gibt viel Initiative in der Stadt, wie zum Beispiel E-Busse und auch der Weihnachtsschmuck aus Plastikflaschen war sehr amüsant. 

Ein Wasserfall in Paraguay (Foto: Clemens)
Ein Wasserfall in Paraguay (Foto: Clemens)

Anfang Dezember haben die 3-Klässler (17-18 J.) ihren Schulabschluss erreicht. Eine große Feierlichkeit, es wurden die Diplome überreicht, viele Fotos gemacht und stolz die Nationalhymne gesungen. Am Abend gab es dann eine “kleine“ Fiesta und ich tauchte in normaler Kleidung auf (Anzug hätte ich sowieso keinen). Es stellte sich heraus, dass es quasi, wie ein Maturaball bei uns ist. Alle waren fein herausgeputzt... lustig war es trotzdem und nach einem ausgezeichneten Essen wurde viel getanzt. 

Während wir im Gemüsegarten hart arbeiteten, rückte Weihnachten immer näher. Ich musste heuer selbst für die Weihnachtsstimmung sorgen, weil einfach ein großer Teil dessen, was für mich an Weihnachten wichtig ist, gefehlt hat. Die Bilder vom filmreifen Weihnachtsbaum am Dornbirner Marktplatz haben mich schon etwas eifersüchtig gemacht. Als ich einmal in Badehose auf dem Fahrrad Richtung Freibad gedüst bin und die erste Weihnachtsbeleuchtung samt Plastik-Weihnachtsbaum sah, musste ich schmunzeln und mir ein Lachen verkneifen, weil das für mich etwas absurd war...“Feliz Navidad” in Dauerschleife hat dem Feeling dann noch nachgeholfen. Im reichen Westen wird um Weihnachten natürlich ein großer Trubel gemacht, hier ist Weihnachten nicht so eine Riesensache. Es wird Asado gegrillt, die Familie kommt zusammen und die Kinder spielen mit Feuerwerkszeug – das wars dann aber auch wieder. Aber es macht sich bemerkbar, dass die westliche Kultur mehr und mehr Einfluss nimmt. Die Leute stellen künstliche Weihnachtsbäume auf, Tannen gibt es hier ja nicht. An der CEFA gab es am 23. eine “kleine Bescherung, als alle Lehrer und ich ein Geschenkpaket mit Leckereien, Yerba Mate und einem Sekt bekommen haben. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Am 24. war ich nachmittags per Video-Call bei der Bescherung meiner Familie dabei, da war der Zeitunterschied echt praktisch. Abends war ich dann auch eingeladen zu einem großen Familienessen bei Don Dario.  

In der Woche zwischen Weihnachten und Silvester waren keine Schüler da, also haben die Lehrer und ich die ganze Arbeit übernommen. Im Gemüsegarten wurden kürzlich ca. 500 Tomaten-, Gurken- und Paprikapflänzchen gepflanzt, die extrem viel Arbeit schaffen. Wir mussten Unkraut jäten und sie gießen, bevor wir ein Rohrsystem zum Gießen installiert hatten. Später, damit sie beim Wachsen nicht umkippen, mussten wir jedes mit Schnur umwickeln, die wir oben an Drähten befestigten. Dieses Drahtsystem zur „Tomatenaufhängung“ mussten wir aber auch erst aufbauen, es war also viel zu tun.  Einmal mussten wir Holzstämme durchhacken, weil die Motorsäge kaputt war... Immerhin konnte ich hier den Paraguayos zeigen, dass der Österreicher mit einer Axt umgehen kann. Sonst hatte ich immer das Gefühl, dass sie mich etwas belächeln, weil sie mit Macheten und allem möglichen Werkzeug mehr Übung haben und an das Arbeiten in der Hitze gewohnt sind.

Apropos Hitze: Inzwischen habe ich mich so mehr oder weniger an die Temperaturen gewöhnt. Bei 35-40 Grad in der Sonne zu arbeiten, ist hart, wenn man schon beim Nichtstun zu schwitzen anfängt, aber es ist einfach normal, dass man während des Arbeitens komplett nass wird und viel Flüssigkeit verliert. Mit viel Tereré trinken ist das jedoch kein Problem. Gearbeitet wird ja auch mit Jeans und Hemden, um nicht in der Sonne zu verbrennen (manche verrückten Schüler verwenden Hoodies, was ich bis heute nicht verstehe).  Was allerdings mein Limit etwas überschreitet, ist bei der Hitze ins Gewächshaus zu gehen. Einmal hatte es innen fast 50 Grad. Wir gehen in die Sauna, um zu schwitzen, hier geht man ins Gewächshaus, um bei 50 Grad Tomaten zu ernten und Erde umzugraben. Inzwischen habe ich auch schon mein erstes Tor beim Fußballspielen mit den Schülern geschossen, und bald darauf ein zweites. Alaba kann sich auf jeden Fall warm anziehen, wenn ich zurück bin!

Neue Pflanzen im Gemüsegarten (Foto: Clemens)
Neue Pflanzen im Gemüsegarten (Foto: Clemens)

Schließlich war Neujahr und auch das habe ich mit der Familie von Don Dario verbracht. Es war sehr gemütlich, aber etwas unspektakulär würde ich sagen. Ein paar ordentliche Böller haben wir natürlich mit den Kids fliegen lassen! Ich habe das Gefühl, hier geht es bei den Feierlichkeiten wie Weihnachten und Neujahr nicht um das Fest, sondern eher um einen gemütlichen Abend mit der Familie und ein gutes Essen vom Grill. Ich wurde inzwischen von Don Darios Familie schon sehr herzlich aufgenommen. 

Jetzt sind schon 4 Monate um, das ging irgendwie echt schnell. Wir planen inzwischen, einen kleinen Sport-/Fitnessbereich für die Schüler zu bauen (so als mein kleines Projekt mit dem Hausmeister zusammen). Denn es gibt schon eine Holzbank zum Bankdrücken, die jedoch dem Zerfall nahe ist. Wir würden gerne eine Klimmzugstange und andere kleine Geräte aus Holz/Metall bauen, aber das Material kostet natürlich. Ich werde wahrscheinlich in nächster Zeit noch eine Mail schicken mit genaueren Infos und eine kleine Spendenaktion starten, damit wir das Projekt finanzieren können.  

Für diejenigen, die sich für die Arbeit von Hermano Thomas Haßler mit den Guaraní interessieren, wäre hier noch ein Artikel: Steyler helfen in Paraguay: Neustart in Ciudad del Este – Leben jetzt.


Hasta luego, bis bald, 

Clemens 


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