Meine Zeit in Bolivien 2022/2023

Bolivien

03. Jan 2023

Rundbrief

Hallöchen an alle,

ich hoffe es geht euch soweit gut.
Aktuell bin ich tatsächlich schon seit mehr als drei Monaten in Bolivien, dementsprechend ist ein Viertel des Jahres schon vorbei - und seit dem letzten Rundbrief ist auch einiges passiert. Ein kleiner Rückblick vom ersten Rundbrief (18.09.): Ich war in Cochabamba und fleißig jeden Vormittag in der Sprachschule. Außerdem habe ich noch auf mein Visum gewartet.

Um erstmal direkt an meine Zeit dort anzuschließen: Bis zum 30.09. hatte ich Sprachschule. Insbesondere die letzte Zeit dort hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich hatte das Glück, dass am Ende noch weitere Sprachschüler aus Deutschland kamen, mit denen ich zusammen immer sehr lustige Pausenzeiten verbracht habe. Außerdem war am 30.09. der Tag gekommen, an dem ich, nach zahlreichen Problemen, endlich mein Visum abholen konnte. Definitiv eine große Erleichterung!

Am ersten Oktober-WE hatte ich dann die Möglichkeit mit drei weiteren Priestern und der Direktorin des hauseigenen Verlages einen Ausflug ins abgelegene Dörfchen „Arque“ zu machen (ca.60km von Cochabamba). Der Weg dorthin dauerte tatsächlich drei Stunden, da die Straßen kaum ausgebaut waren und sich durch riesige Berglandschaften hindurchschlängelten. Der Anlass des Ausfluges war die Feier der „Virgen del Rosario“. Es gab am Samstagabend viele Auftritte von traditionellen Tänzen und die Menschen haben die ganze Nacht gefeiert. Am Sonntag wurde dann die eigentliche Festmesse für die Virgen gefeiert, zu der sogar der Bischof kam. Danach gab es eine große Prozession mit Feuerwerk und Konfettikanonen, um die Virgen zu ehren. An den zwei Tagen hatte ich auch die Möglichkeit noch etwas mehr von der Umgebung zu sehen. Eigentlich ist die Stadt nämlich von einem riesigen Fluss eingekesselt. Da aber zu dem Zeitpunkt die Trockenzeit war, konnten wir mit dem Auto durch den trockengelegten Fluss fahren. Die Natur dort ist wirklich eindrucksvoll.

Strahlend blauer Himmel in Arque und wirklich wunderschöne Natur
Strahlend blauer Himmel in Arque und wirklich wunderschöne Natur
Besuch einer Gemeinde in der Nähe von Arque; drum herum sind vielleicht 10 kleine Häuser- sonst nur Natur
Besuch einer Gemeinde in der Nähe von Arque; drum herum sind vielleicht 10 kleine Häuser- sonst nur Natur

Nachdem ich am Sonntagabend wieder in Cochabamba angekommen war, hieß es für mich nur noch schnell ins Bett, denn am nächsten Tag würde mein Flug nach El Alto gehen.

Montag, 03.10. war es dann soweit. Der Flug nach El Alto stand an! Etwas aufgeregt auf Stadt und Leute, mit denen ich den Rest meines Jahres verbringen würde, stieg ich dann ins Flugzeug und war nach einer Stunde auch schon da. Am Flughafen wurde ich dann sehr herzlich von Uwe- einem Bruder, Lucia- einer Mitarbeiterin im Heim, und vier Kindern aus dem Kinderheim empfangen. Auch an meinem Wohnort war es für mich ein sehr angenehmes Ankommen, da ich den Priester und einen weiteren Bruder schon von ihren Besuchen in Cochabamba kannte.

Traditionelle Tänze bei der Feier der „Virgen del Rosario“
Traditionelle Tänze bei der Feier der „Virgen del Rosario“

Nun aber mal so allgemeine Infos:
El Alto ist die zweitgrößte Stadt Boliviens, die mit 4100m Höhe im Altiplano liegt. Bis 1985 war El Alto nur ein Stadtteil von La Paz. Da aber immer mehr Menschen- insbesondere von den ländlichen Regionen im Altiplano in die Stadt integrieren (müssen), ist die Stadt stetig am Wachsen. Laut Wikipedia gehört 74% der Bevölkerung zur Gruppe der Aymara, außerdem leben wohl 70% der Menschen unter der Armutsgrenze. So ganz umgangssprachlich gesagt, El Alto ist die Version für Arme von La Paz,- aber mit deutlich mehr Kultur. Das Ganze erkennt man auch insbesondere an der Kleidung der Frauen- ca. 1/3 tragen noch die traditionelle Kleidung.

Wohnen
Aktuell wohne ich direkt neben der Kirche mit einem Priester aus Polen, einem Bruder aus Deutschland und unserem Hund Pastor zusammen. Zum Mittagessen kommt immer eine Köchin und auch aus dem Pfarrbüro kommt die Sekretärin zum Mittagessen. Die beiden sind Bolivianerinnen und mit ihnen verstehe ich mich auch sehr gut. Wir wohnen relativ zentral in El Alto an der „Avenida 16 de Julio“- hier findet jeden Donnerstag und Sonntag der wohl größte Markt Südamerikas statt. Diesen Markt direkt vor der Tür zu haben, ist schon sehr nett, da man wirklich alles dort finden kann (sogar Deutsche Bundeswehrkleidung).

Waschtag mit Köchin, Sekretärin und Hund
Waschtag mit Köchin, Sekretärin und Hund
Blick aus dem Fenster vom Wohnhaus
Blick aus dem Fenster vom Wohnhaus

Arbeit
Ich arbeite hier im Projekt namens „CINCA“: Dazu gehört ein Kinderheim, ein Kindergarten und eine Nachhilfe.

Kinderheim:
Im Kinderheim haben wir aktuell 16 Kinder zwischen 5 und 17 Jahren. Die Kinder sind keine Waisen aber die familiäre Situation ist definitiv nicht so, dass die Kinder dort hätten bleiben können. Es wird aber stetig versucht die Kinder zurück in ihre Familien zu intergrieren (beispielsweise bei älteren Geschwistern, Tanten, …). Diese 16 Kinder sind in zwei Hausgemeinschaften aufgeteilt. Ein Großteil der Aktivitäten findet aber zusammen statt. Zur ständigen Betreuung gibt es insgesamt vier Frauen, die sich im Wochen Rhythmus abwechseln (immer 2 Frauen im Haus) und die allgemeinen Aufgaben übernehmen- Essen kochen, bei Hausaufgaben helfen, … Diese leben dann auch immer für eine Woche mit den Kindern zusammen im Heim. Außerdem gibt es noch eine Psychologin, Sozialarbeiterin und Pädagogin, die tagsüber auch meistens im Haus sind.

Meine Aufgaben dort waren bis jetzt, bei Hausaufgaben helfen, mit den Kindern zu spielen und einfach dort mit anzupacken, wo es gebraucht wird. Da ab dieser Woche die zweimonatigen Ferien anfangen und die Kinder somit weder vormittags in der Schule sind, noch nachmittags mit Hausaufgaben beschäftigt sind, wird sich der ganze Alltag sowie meine Aufgaben nun ein wenig verändern.

Einer der Aufenthaltsräume im Heim
Einer der Aufenthaltsräume im Heim
Feier der Erstkommunion, bei der auch vier Heimkinder dabei waren
Feier der Erstkommunion, bei der auch vier Heimkinder dabei waren

Kindergarten:
In Kindergarten gibt es zwei Gruppen- vormittags und nachmittags. Das sind dann sowohl andere Kinder, als auch andere Erzieherinnen. Ein typischer Tag läuft dort so ab, dass zuerst einfach frei gespielt werden kann, dann wird ein wenig in ihren Büchern gearbeitet (Flaggen malen, Linien nachfahren, …). Häufig gibt es dann noch eine kleine Bewegungseinheit für die Kinder- wie ein kleiner Parcour oder ähnliches. Gegen Ende wird dann noch eine kleine Frühstückspause eingelegt und dann ist die Zeit auch häufig schon rum.

Freie Zeit zum Spielen
Freie Zeit zum Spielen

Nachhilfe:
Während Kindergarten und Kinderheim nur zwei Straßen weiter liegt, befindet sich die Nachhilfe etwas weiter außerhalb. Da es in dem Viertel wohl auch mal gefährlicher werden kann, fahre ich dort nur zusammen mit einer der Lehrerinnen hin. In ca. 30-40 Minuten im Minibus erreicht man den Ort. Dort gibt es dann auch zwei Gruppen- vormittags und nachmittags; außerdem sind die zwei Gruppen jeweils nochmal unterteilt in kleinere und größere Kinder. Insbesondere bei den größeren kann ich da ehrlich gesagt nicht so viel anstellen, denn Chemie und Physik und Bio auf Mittel- und Oberstufenniveau auf spanisch zu erklären, ist für mich dann doch ganz klar Überforderung. Mit den jüngeren ist es da schon einfacher; Division, Schriftliches Multiplizieren und Addieren bekomme ich noch so halb auf die Kette und fühle mich dementsprechend nicht ganz unnütz.

Generell ist in allen drei Projekten auch geplant, dass ich bald mit Englischunterricht anfange; jetzt beginnen aber hier erstmal die zweimonatigen Sommerferien.

Räumlichkeiten der Nachhilfe
Räumlichkeiten der Nachhilfe

Weiteres:
Und sonst noch so allgemeines Zeug. La Paz und El Alto verbindet die Teleferico. Das ist eine Seilbahn die sowohl Ortsteile jeweils in La Paz und El Alto miteinander verknüpft, aber noch wichtiger für die Verbindung der beiden Städte ist. Für mich heißt es ins Stadtzentrum von La Paz zu kommen, mit drei verschiedenen Telefericos zu fahren. Dann erreiche die Stadt verhältnismäßig unkompliziert in ca. 35 Minuten und es macht auch immer wieder Spaß, sich die Stadt von oben anzusehen.

Joar, ich glaub fürs Weitere wäre es das dann auch.

Typischer Festtisch vom Feiertag „Todos los Santos“ (Allerheiligen)
Typischer Festtisch vom Feiertag „Todos los Santos“ (Allerheiligen)
Besuch der Ruinenstätte Tiwanaku
Besuch der Ruinenstätte Tiwanaku

Kleiner Ausblick: Morgen früh werde ich aufgrund einer Versammlung der Diözese für vier Tage zum „Lago Titicaca“ fahren, mal schauen was das so bringt. Danach habe ich noch die Möglichkeit zu irgendeiner anderen Versammlung nach Tarija zu reisen (anderes Ende von Bolivien).

Ich bin schon sehr dankbar die beiden Möglichkeiten zu haben, habe aber ehrlichgesagt keine Ahnung warum ich da bin. Wie es dann gelaufen ist, hört ihr dann im nächsten Rundbrief.

Nona Große Erdmann

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