Meine Zeit in Argentinien

Argentinien

05. Jan 2023

Rundbrief

Ankommen

Als ich am 17.08. in Cafayate am Busterminal angekommen bin, war ich zwar müde aber natürlich auch super aufgeregt, besonders weil ich die letzten 2 Stunden im Bus wirklich alleine auf dem Weg zu meiner Einsatzstelle war. Am Terminal angekommen, wurde ich bereits von den zwei Schwestern (Ximena und Silvia) erwartet und wir haben uns im Taxi auf den Weg zum Haus der Schwestern gemacht, welches sich in der Calle Chacabuco 320 befindet. Dann habe ich direkt die lokalen Empanadas mit Hühnchen probieren dürfen, um danach müde ins Bett zufallen. Am Mittwoch gab es erstmal eine kleine Stadttour mit gleichzeitigem Einkaufen. Seit diesem Tag besitze ich auch einen Stadtplan aus der Touristeninformation zur Orientierung in der kleinen Stadt. Allerdings fällt mir die Orientierung hier nicht besonders schwer da alles in Quadraten angeordnet ist. Am Donnerstagmittag ging es dann das erstmal in die escuela San Agustin, mein Arbeitsplatz für das nächste Jahr. In der ersten ganzen Woche habe in der Schule mal Schwester Ximena in ihren Unterricht begleitet oder im Kindergarten vorbeigeschaut. Am ersten Montag kamen dann kurzfristig 3 Freunde einer ehemaligen MaZ vorbei, da sie mich gerne kennenlernen wollten, mit einer der drei verbringe ich mittlerweile viel Zeit. Wir treffen uns zum Mate trinken, kochen oder am Wochenende auch mal zum Ausgehen.

Die Schule

Die escuela San Agustin befindet sich etwa 5km außerhalb von Cafayate im Divisadero. Zurzeit besuchen 285 Schüler*innen die Schule. Davon bleiben 48 Jungen und Mädchen von Montag bis Freitag in der Herberge, weil sie von unterschiedlichen Orten rund um Cafayate kommen, die Eltern spät arbeiten oder der tägliche Transport zu teuer ist. Noch umfasst die Schule 13 Jahre Schullaufbahn (Kindergarten der Fünfjährigen, 1.-7. Klasse primaria, 1.-5. Klasse secundaria), denn kürzlich haben die Bauarbeiten für die Räumlichkeiten des Kindergartens der Vierjährigen begonnen. Um die Finanzierung des Baus zu unterstützen, verkaufen einige Lehrer in der Pause Sandwiches, Jogurt und andere Snacks. Die escuela San Agustin ist eine der wenigen Schulen, in denen die Schüler Frühstück und Mittagessen bekommen, deshalb hat das Schulgelände ebenfalls einen Essenssaal und eine Küche. Außerdem gibt es neben der Küche auch noch die Bibliothek und ein Krankenzimmer mit Schulkrankenschwester Mercedes und ein Gemüsebeet, das von den Schülern der Sekundarstufe regelmäßig gepflegt wird.

Schultor
Schultor
Schulhof und Galerie
Schulhof und Galerie

Meine Arbeit in der Schule

Mein Alltag in der Woche besteht meist darin, morgens um 7:25 Uhr mit Schwester Ximena und zwei weiteren Frauen, die in der Küche arbeiten, im Taxi hoch zur Schule zufahren und die selbstgemachten Sandwiches und Kekse ins Büro der Schwester zu transportieren. Danach helfe ich in der Küche das Frühstück vorzubereiten, was meistens aus Brot und Tee besteht. Nachdem wir dann eine Menge Tomaten, Zwiebeln und Möhren geschnitten haben, frühstücke ich mit der Küchencrew. Danach mach ich mich dann auf den Weg in den Kindergarten, die Bibliothek oder ich helfe im Englischunterricht, mein „professioneller Rat“ wird aber auch ab und zu Mal für Tanzchoreografien für den Sportunterricht gebraucht. Den Kindergartenkindern bringe ich für die Weihnachtszeit die ersten beiden Strophen von „in der Weihnachtsbäckerei“ bei, sonst werden meine Bastelkenntnisse beansprucht oder ich helfe den Kindern bei ihren kleinen Aufgaben. In der Bibliothek steht im Moment Inventur an, aber ab und zu machen die Bibliothekarinnen auch Aktivitäten für die unterschiedlichen Klassen. Zusammen mit den Bibliothekarinnen habe ich bereits
für Kindergarten und Klasse 1-4 kurze Einheiten für die Woche der Literatur vorbereitet, um den kleineren Schüler*innen die Bibliothek besser vorzustellen. Ab und zu habe ich aber auch das Glück, dass Exkursionen gemacht werden und ich die Klassen begleiten darf, damit ich auch andere Orte, wie z.B. die Ruinen der Quilmes, das Pachamamamuseum oder auch einfach Hotels in der Umgebung kennenlernen kann. Außerdem gab es im Oktober ein Projekt mit einer Schule der Hermanas agustinas misioneras aus Buenos Aires. In dieser Woche haben wir in verschiedenen Schulen der Umgebung jeweils einen Tag mit Spielen und kleinen Aktivitäten vorbereitet, am Ende der Woche haben sich dann schon Freundschaften gebildet, es war eine unvergessliche Erfahrung nicht nur für mich sondern für alle beteiligten Parteien.

Ruinen der Quilmes
Ruinen der Quilmes

An einem Tag in der Woche komme ich erst um 14Uhr zur Schule, bleibe dann aber entweder bis 22Uhr oder bis zum anderen Morgen in der Herberge. Nachdem der Unterricht um 17Uhr beendet ist, gibt es im Essenssaal Tee und Brot für die Schüler*innen der Herberge. Nach dem Tee spiele ich dann mit den Kleineren Spiele oder mache ab und zu mal eine einfache Tanzeinheit im Jazz, Modern Contemporary. Um 19 Uhr fängt dann die zweistündige Studienzeit an, dann helfe ich bei den Hausaufgaben oder helfe dabei ihre Hefte zu vervollständigen. Meistens brauchen sie Hilfe bei den Englischaufgaben oder in Mathe, wenn um 21Uhr dann die Studienzeit rum ist, gibt es Abendessen, das von einem Betreuer und den älteren Jungen vorbereitet wird. Nach dem Abendessen helfe ich den immer wechselnden Kindern beim Spülen und danach wird sich auch schon bettfertig gemacht und die Lichter werden zum Schlafengehen gelöscht. Die Jungs und Mädchen schlafen in getrennten Teilen der Herberge und immer in Viererzimmern, die Zimmer der Jungen sind voll, die Mädchenzimmer sind ebenfalls fast alle belegt. Morgens stehen die Jungs und Mädchen um 7:00 Uhr und machen sich fertig, dann gibt es bis halb acht ein kleines Frühstück. Bevor es dann um 8Uhr für die Schüler*innen der Secundaria mit dem Unterricht losgeht, werden die Betten gemacht und sich die Zähne geputzt. Die Schüler*innen der Primaria haben dann bis 9Uhr eine Stunde Zeit zum Spielen, bevor es auch für sie mit dem Unterricht losgeht.

Doch im Großen und Ganzen besteht der Kern meiner Arbeit darin, einfach für die Kinder da zu sein, was nicht immer von den Eltern gewährleistet wird.

Freizeit

In meiner Freizeit gehe ich meistens mit Guada Mate trinken oder spazieren. Samstags gehe ich immer zu den Pfadfindern. Manchmal gehen wir andern oder an einem normalen Tag werden Spiele gespielt und Knoten gelernt, mag vielleicht nicht sonderlich spannend klingen, ist und war besonders am Anfang aber schön, dass man was zutun hat.

Murmelspiel mit den Pfadfindern
Murmelspiel mit den Pfadfindern

Kirche

Die Kirche hat hier einen höheren Stellenwert, sonntags ist die Messe immer gut besucht, ebenfalls von mir. Einer der größten Unterschiede zur deutschen Kirche ist die Wichtigkeit der heiligen Jungfrau, es gibt verschiedene Darstellungen mit verschieden Namen und Bedeutungen. Die Patronin von Cafayate heißt nuestra senora del rosario, die Patronin der Provinz Salta ist die virgen del Milagro. Beide Feste der Patroninnen haben im September stattgefunden. Für das Fest der virgen del Milagro pilgern viele Gläubige bis zu einer Woche nach Salta capital. Aber auch in Cafayate gibt es eine große Prozession mit dem Bildnis der Jungfrau und anschließend eine große Messe, in der auch mal laut gerufen wird oder die Abbildung mit einem Taschentuch gegrüßt wird. Für das Fest der Rosario gab es neben der Prozession und täglicher Messe auch ein Treffen der Jugendgruppen rund um Cafayate, mit Spielen und Seminaren.

Jule Hülsmann

Messe nuestra senora del rosario
Messe nuestra senora del rosario

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