Zeugnis ablegen für das Licht

Eine faszinierende Reise liegt hinter P. Edwin. In Indien geboren und aufgewachsen, kam er 2015 nach Deutschland. Dort begann er nicht nur ein Theologiestudium, sondern auch eine tiefgreifende interkulturelle Ausbildung, die ihn prägen sollte. „Von Anfang an war für mich klar: „Wenn ich ein Land liebe, dann liebe ich die Menschen, die Kultur, die Sprache, die politische Lage, die Kirche…“, betont er.

In der heutigen, vielfältigen Welt sieht P. Edwin die interkulturelle Gemeinschaft als eine Chance, zu wachsen und Unterschiede zu schätzen. „Für mich ist das Leben in einer interkulturellen Ordensgemeinschaft eine Herausforderung, aber auch eine Möglichkeit, anderes Denken zu verstehen.“ Dieses Hineinwachsen beschreibt er als einen fortwährenden Prozess, ähnlich dem ersten Fahrversuch mit dem eigenen Auto: „So vorsichtig fangen wir an.“

Aktuell befindet sich P. Edwin in Rom, wo er ein einjähriges Studium zur Leitung und Ausbildung kirchlicher Ordensgemeinschaften absolviert. Hier trifft er auf mehr als 30 Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen. „Das heißt schon immer begegne ich vielen Kulturen und für mich ist das immer eine Freude. Ich kann viel von allen lernen“, erklärt er. Diese interkulturellen Begegnungen seien für ihn nicht nur bereichernd, sondern auch grundlegend für seine zukünftige Aufgabe in Deutschland.

Nach seinem Studium plant er, in Sankt Augustin die Ausbildung der jungen Mitbrüder zu begleiten. „Ich möchte meine Erfahrungen mit Interkulturalität den Menschen zeigen und wie wir sie leben. Dass wir alle respektieren, voneinander lernen und akzeptieren, dass wir alle verschieden sind, aber gemeinsam eine große Mission Gottes sind.“ Dies spiegelt sich auch in seinem Weihespruch wider, der zudem Motto des Jubiläumsjahres der Steyler Missionare ist: „Zeugnis ablegen für das Licht.“

In diesem Kontext sieht P. Edwin das Herzstück seiner Mission im Johannesevangelium: „Das Licht muss nicht groß sein, ein ganz kleines reicht schon, um einen Tunnel zu erleuchten.“ Seine Aufgabe versteht er darin, dieses kleine Licht zu zeigen und Hoffnung zu spenden. „Ich möchte, dass Menschen wieder Hoffnung finden für eine bessere Welt.“
P. Edwin verkörpert somit das Ideal eines Brückenbauers zwischen Kulturen und Glaubensgemeinschaften. In einer Zeit, in der gesellschaftspolitische Spannungen zunehmen, ist seine Botschaft wichtiger denn je: „Interkulturalität ist ein großer Segen für mich, eine Bereicherung.“

Interview: Alexandra Winand
Text: Melanie Pies-Kalkum