+ Erwin Schmutz SVD

Australien

11. Okt 2022

Am 5. Oktober verstarb Pater Erwin Schmutz SVD in Marsfield - Sydney.

+ Erwin Schmutz SVD

Erwin Schmutz war der jüngste von drei Söhnen von Frau Barbara geb. Kleilein und dem Beamten Anton Schmutz in Ingolstadt. Die Mutter starb 1945. Sein ältester Bruder Anton Schmutz kam 1945 im Alter von 21 Jahren auf tragische Weise ums Leben. Sein zweiter Bruder war Erich Schmutz, der fünf Jahre älter ist als Erwin.

Seine Volksschule machte er in Ingolstadt während des 2. Weltkrieges. In den letzten Wochen des Krieges steckte man den Dreizehnjährigen noch in eine Uniform, damit er mit seinen gleichaltrigen Kameraden die Heimatstadt verteidige. Erwin wurde in einem Kirchturm stationiert, um die Bewegungen der vorrückenden alliierten Streitkräfte zu beobachten. Die Schrecken des Krieges, die Zerstörung und der Tod am Ende des Zweiten Weltkriegs waren bleibende Wunden in seinem Gedächtnis.

Nach dem Krieg begann er zunächst eine Schreinerlehre. Danach eine Drogistenlehre mit Reformhausabschluss.

Bei den Steylern

Als Spätberufener ging er am 10.04.1950 nach St. Josef Geilenkirchen um Missionar zu werden. Nach vier Jahren wechselte er nach Bad Driburg und schloss 1956 dort mit der Reifeprüfung ab.

Am 01.05.1956 begann er in Sankt Augustin bei Bonn das Noviziat, studierte Philosophie und Theologie. Während des Noviziats und all der Jahre seiner Theologie half Erwin auf der Krankenstation aus. Er begann, sich für alles Medizinische zu interessieren. Während all seiner Urlaube, bis zu seiner Weihe, arbeitete er im Bonner Petruskrankenhaus und assistierte oft im Operationssaal. Da er ein sehr scharfer und intelligenter Beobachter war, lernte er viele nützliche chirurgische Fertigkeiten, die ihn in seiner zukünftigen Missionsarbeit zu einer Art „Arzt und Chirurg“ machen sollten.

1962 band er sich in den ewigen Gelübden an die Gemeinschaft der Steyler. Danach empfing er am 8.12.1962 die Priesterweihe. Seine erste Missionsbestimmung war zunächst das Anthropos-Institut aber mit einer vorausgehenden Erfahrung in Indonesien. Ein Visum zu bekommen war nicht einfach. Es musste innerhalb von 4 Monaten im Pass eingetragen sein und innerhalb von 4 Monaten musste die Einreise in Jakarta erfolgen. 1963 schloss sich sein Pastoraljahr in München an und zwar im Nervenkrankenhaus Haar mit etwa 3.000 Patienten.

25 Jahre Missionar in Manggarai, West-Flores, INDONESIEN

Am 13.06.1964 ging es ab Genua auf der ‚Asia‘ nach Jakarta. Mit ihm reisten seine Mitbrüder Trummer, Außerlechner, Bergmann. Aller Anfang ist schwer. Das weiß jeder Missionar. Nunang, in der Manggarai-Region, ist eine Stadt von 5.000 Einwohnern. Die Hälfte sind schon Katholiken. Die Pfarrei ist ohne Kaplan. Um alle Außenstationen zu besuchen, brauchte er vier Wochen auf dem Pferderücken.
Nur 14 Tage war er mit P. Jozef van Hoef (1918-2004), dann sollte er alleine zurechtkommen. Drei Reittage sind es bis zu seinem Bischof. Schon bald hat er erste Projekte. Sein Auge ist geschärft für medizinische Belange. Er möchte die Lepra ausrotten. Mit vielen Hindernissen aber gutem Organisationstalent fing er an, seine Station aufzubauen.

Viele Menschen kamen zu ihm, um medizinische Hilfe zu erhalten. Er war auch großzügig mit finanzieller Hilfe für die Bedürftigsten. Pater Schmutz führte manchmal sehr schwierige chirurgische Eingriffe mit wenigen medizinischen Hilfsmitteln durch. Er hat vielen Menschen das Leben gerettet, darunter vielen Frauen, die ein Kind durch eine schwere Geburt zur „heilige Leidenschaft“.

Weil er als „Armendoktor“ so erfolgreich war, wurde er gebeten, sich als qualifizierter Mediziner ausbilden zu lassen. Er sollte nach Europa kommen, um Medizin zu studieren. Ein Jahr lang (1970-1971) war er im Petrus-Krankenhaus in Bonn. Er assistierte Dr. R. Dederich bei sämtlichen Operationen. Dieser bescheinigte ihm (30.1.1971): „Er konnte eine Reihe von Wundversorgungen, Lumbalanästhesien und Brucheinrichtungen unter Anleitung und selbständig durchführen. Er verfügt über ein ausgezeichnetes medizinisches Vorstellungsvermögen und eine sehr gute manuelle Begabung.“

Bald spürte er aber, dass „die lange Studiendauer und die schon damals stark physikalische Ausrichtung in der Medizin, welche unter einfachen Arbeitsbedingungen kaum zweckdienlich ist,“ ihm schnell den Mut nehmen würde. Pater Schmutz kehrte zu seiner geliebten Buschstation in Flores zurück, wo er sich mit Malariaforschung und Feldforschung (Elefantenkrankheit) beschäftigte.

P. Schmutz, der „Armendoktor“ in seiner „Praxis“

Pater Schmutz hatte auch ein großes Interesse an der Botanik und an Heilpflanzen. Während seiner Zeit in Nunang fand er unzählige Blumen, Pflanzen und Bäume, die nie zuvor offiziell benannt und katalogisiert worden waren. Er entwickelte eine enge Zusammenarbeit mit der botanischen Abteilung der Universität Leiden in den Niederlanden, wohin er alle seine Funde und Entdeckungen schickte.

Pater Schmutz spezialisierte sich auch auf biblische Studien und gab Bibelkurse in ganz Indonesien. Er leistete einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung von Katechisten, den so genannten „Guru Agama“ von Flores (und Indonesien). Er wurde oft gebeten, Einkehrtage in Schulen, Seminaren, Priesterseminaren oder Ordensgemeinschaften in ganz Flores zu halten.

1984 erfolgte eine Versetzung nach RANGGA in die Pfarrei zur Hl. Theresia vom Kinde Jesu und des Hl. Christophorus. Sie war schon 1951 gegründet worden.

Wie alles anfing und weiterging in seinen Jahren in Indonesien, erzählte er in der Steyler Missionschronik 1985/86. Er schließt den Bericht: „In den siebziger Jahren wurde durch die Regierung, mit Hilfe von MISEREOR, über die ganze Manggarai hinweg ein Netz von Polikliniken errichtet. … Ein mehr und mehr entwickeltes Straßennetz erlaubt es, Patienten ins Kreiskrankenhaus nach Ruteng oder zur Pflege ins Schwesternkrankenhaus in Cancar zu überweisen. … Vieles auf dem Gesundheitssektor bleibt freilich noch zu tun.“

Im Winter 1988 musste er zur Behandlung nach Deutschland. Er konnte aber nicht lange bleiben, weil seine indonesische Arbeitserlaubnis auslief. Und der Bischof Isak Doera von Sintang, West-Borneo, schon auf ihn wartete, um einen Katechistenkurs zu leiten.

Drei Jahre in DEUTSCHLAND
Luftwaffen-Chaplain


So manch Neues und Überraschendes kommt auf den Missionar zu, das er sich nicht ausgesucht hat. „Bereit sein ist alles!“ Nach dem Heimaturlaub (1989) durfte er nicht als Missionar nach Indonesien zurückkehren. Was sollte er nun tun? Aufgrund einer Anzeige in einer deutschen Zeitung meldete er sich freiwillig als Kaplan bei der deutschen Luftwaffe. Seinen Sitz hat er im Pius-Kolleg in München, mit folgenden Aufgaben: Pfarrer bei der Luftwaffe, Aushilfen, Weiterbildung, Missionsanimation. In diesen Jahren genoss er es, in den schnellen Jets mitzufliegen, und zu lernen, die Steuerung dieser Kampfflugzeuge zu bedienen.

Wie gewohnt schrieb er am Anfang des Advents (1.12. 1989) seinen Weihnachtsrundbrief. Dieses Mal startet er eine Aktion für Ausbildung und Bezahlung von Katechisten in Indonesien. Zwei Jahre später schrieb er: „Ein Drittel meiner Zeit gehört auch weiterhin Indonesien. So arbeite ich an dem Auftrag der SVD-Java-Provinz, eine Methode zu ermitteln, wie man unter sehr einfachen Verhältnissen das Wort Gottes optimal verkünden kann, nur mit der Bibel in der Hand …“

AUSTRALIEN
Deutschsprachige Gemeinde


Nach Rücksprache mit dem Pater Provinzial der Steyler-Australien-Provinz, Pater Frank Gerry, übernahm Pater Schmutz 1993 die deutsche Auslandsseelsorge in Adelaide, als Nachfolger von Pater Baron SVD. Zu dieser Aufgabe sagte er: „Ich habe mir den Job nicht ausgesucht, aber auch nicht dagegen protestiert… Dass meine Einsätze in Indonesien weiterhin stattfinden, wurde ausdrücklich gewünscht. Das gilt auch für das laufende Katechisten-Besoldungs-Projekt….“

1997 entging Erwin dem Tod, als in seinem Gesicht ein bösartiger Hautkrebs entdeckt wurde. Ein Hautarzt sagte, es sei nichts Beunruhigendes. Er wurde operiert. Diese Operation von seinem befreundeten Chirurg rettete Erwins Leben. Die Strahlenbehandlung, die er danach erhielt, hatte jedoch weitreichende Auswirkungen für seine letzten Lebensjahre.

An seinem diamantenen Priesterjubiläum hieß es: Erwin Schmutz SVD hat in seinen langen Lebensjahren verschiedene Hüte getragen – Priester, Missionar, Mediziner und Botaniker, um nur einige zu nennen. Was ihm immer wichtig war, das sind die Menschen, unter denen er gelebt und denen er gedient hat. Das zeichnet ihn überall aus, wo er tätig war.

LEBENDSABEND
In Marsfield


Im März 2005 meldete Br. Hempen an die Steyler Mission in Sankt Augustin: „P. Schmutz kam vor ein paar Wochen nach Sydney und ist nun auch in die Rentnerlaufbahn eingestiegen.“ Damit hat er die Idee nach Deutschland zu kommen vorerst aufgegeben. Er verbrachte dann seinen Ruhestand in Marsfield.
Die letzten drei Jahre waren eine Zeit der Rund-um-die-Uhr-Pflege im nahe gelegenen Pflegeheim Daughters of Charity. In den letzten Zeiten wurde er hilflos und fast blind. Sein scheinbar endloses Leiden fand am 5. Oktober 2022 ein plötzliches Ende, als er zwischen 5 und 6 Uhr morgens im Alter von 90 Jahren sein reiches missionarisches Leben in die Hände seines Schöpfers zurücklegte.

DANKE

Die Steyler Missionare danken P. Erwin Schmutz für seinen Einsatz in Indonesien, Deutschland und Australien. Sein Leben und sein Einsatz für die Menschen auf drei verschiedenen Kontinenten zeigen seine missionarische Verfügbarkeit. Sie war immer im Dienst der Menschen. Was immer er an Initiativen für die Menschen ergriffen hatte, er hatte immer gute Freunde und Wohltäter zur Seite. Ihnen allen sagen die Steyler Missionare eine großen VERGELT‘S GOTT.


SUPDEL - Steyler Mission

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