„Mission darf man nicht als engen Begriff nehmen..."

Indonesien

29. Jan 2021

Erfahrungsbericht von Bruder Albert Erasimy SVD von Ost Timor

Bruder Albert Erasimy SVD
Bruder Albert Erasimy SVD

Bereits im Alter von 13 Jahren entschied sich Albert Erasimy im Jahr 1952 dazu, ins Seminar einzutreten. Eine Inspiration gab ihm damals Pater Valentin Zimmermann, der einen Lichtbildervortrag über die Steyler Missionare hielt. Während seiner Zeit im Steyler Missionshaus St. Johann (Blönried, Oberschwaben) fühlte er jedoch, dass das Studium nicht das Richtige für ihn sei. Deshalb wechselte er 1957 nach St. Wendel ins Postulat für Brüder. Da ihn das Zimmermannshandwerk schon immer faszinierte, entschied er sich für diese Ausbildung.

Seine Berufung gab ihm die Stärke und Motivation für seine 50-Jährige Missionsarbeit. So sei es für ihn keine Arbeit im eigentlichen Sinne gewesen, sondern vielmehr eine Aufgabe. Dies sei ein entscheidender Unterschied. „Als Arbeiter bin ich mir selbst verpflichtet. Im Auftrag hingegen steht jemand hinter mir,“ so der Bruder. Sein ewiger Kompass war sein ausgewählter Psalm 127: „Wenn der Herr das Haus nicht baut, mühen sich die Bauleute umsonst.“

Seit mehr als 50 Jahren ist Bruder Erasimy auf Osttimor tätig, davon verbrachte er 30 Jahre auf Westtimor. Osttimor besteht aus dem östlichen Teil der Insel Timor. Der westliche Teil Timors gehört zu Indonesien. 1975 gaben die Portugiesen die Kolonie „Ost-Timor“ auf, daraufhin besetzte Indonesien den östlichen Teil Timors bis 1999. Das Volk der früheren portugiesischen Kolonie „Ost-Timor“ entschied sich in einem Referendum für die Unabhängigkeit und einen neuen Staat „Timor-Leste“.

Für Bruder Erasimy war die Anpassung an die neue Kultur eine Selbstverständlichkeit. Er kann sich gut an die brutale Hitze erinnern, als er am 18.08.1970 in Jakarta ankam. „Es gab zur damaligen Zeit noch keine Klimaanlagen, aber wir waren schon im Vorfeld darauf eingestellt“, so der Missionar. Die Sprache fiel ihm von Anfang nicht besonders schwer. Um sich vor Ort gut verständigen zu können, machte Bruder Erasimy einen Sprachkurs bei einem indonesischen Mitbruder, den er noch aus St. Wendel kannte.

Das Miteinander der Menschen vor Ort sei jedoch ein ganz anderes, die Denkstrukturen und täglichen Abläufe seien für ihn persönlich eine Umstellung gewesen. Aber auch diese neuen Erkenntnisse nahm er auf und passte sich so gut es ging an. Das mehrheitlich katholische Osttimor ist in mehrfacher Hinsicht ein noch sehr junges, jedoch auch armes Land. Ein niedrig besoldeter Tagesarbeiter bekommt ca. 3 Dollar am Tag. Der Mangel an Arbeitsplätzen besonders auf dem Land und die schlechte Infrastruktur sind große Herausforderungen für die junge Nation. Genau dort möchte Bruder Erasimy mit seinen Fähigkeiten anknüpfen. Er sieht es bis heute als seine Aufgabe, andere Menschen für das Handwerk zu begeistern, um mehr Arbeitsmöglichkeiten für diese Menschen zu schaffen. Insbesondere junge Menschen besitzen eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der timoresischen Zukunft. „Von meinem Auftrag her war ich wohl Leiter und Lehrer, aber ich habe auch viel gelernt und angenommen."

Traditionelle Religionen spielen für die Menschen eine große Rolle und sind sehr mit dem „Adat“, ihren Traditionen, verbunden, bei der eine magische Prägung zum Vorschein kommt. So vermuten die Menschen bei Krankheit sofort die Verbindung zu einem Fluch. Um diesen Fluch zu durchbrechen und zu beenden, muss auf einem Stück Land der Urahnen eine Opferung stattfinden. Selbst der einheimische Klerus und die Ordensleute können sich nicht ganz von dem Zwang dieser ungeschriebenen Gesetze befreien. Laut Bruder Erasimy wird das Umdenken in dieser Hinsicht noch einige Zeit dauern: „Mission darf man nicht als engen Begriff nehmen und nur damit in Verbindung bringen, dass man Menschen bekehrt und tauft. Für mich ist Mission Sendung. In welcher Lage, Situation und in welchem Auftrag ich eine Mission leiste, ist ganz verschieden. Meine Mission war, die jungen Arbeiter heranzuführen, dass sie ehrlich und gut arbeiten. Mir war wichtig, dass die Handwerker ihre Familien gut erziehen. Dies habe ich eher indirekt verfolgt, indem ich regelmäßig nach ihrem Wohlbefinden gefragt habe. Damit wollte ich das soziale Miteinander stärken. Auch war mir immer eine faire Bezahlung wichtig, damit sie Anerkennung erfahren und sich selber etwas aufbauen konnten.“

Mit voller Überzeugung würde Bruder Erasimy seinen Weg erneut gehen: „Ich schätze am meisten, dass ich damals berufen wurde. In den 50 Jahren bekam ich sehr viel Rückendeckung von anderen Missionaren. Für mich war das Vertrauen die Basis für alle Vorhaben gewesen. Dies war der Grund dafür, dass ich mich in all den Jahren immer wohl gefühlt habe.“ Auch in der Zukunft möchte sich Bruder Erasimy weiterhin der Unterstützung der Menschen vor Ort widmen. So habe er den festen Plan einigen Schwestern vor Ort, die sich von einer anderen Kongregation abgespaltet haben, ein Haus zu bauen, damit diese ebenfalls in Zukunft Menschen in Not beistehen können.

Interview: Dominica Czora

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