Pater Heinrich Bollen SVD - verstorben

Indonesien

23. Dez 2020

Pater Heinrich gab heute sein langes, arbeitsreiches Leben in die Hände seines Schöpfers zurück.

Sechs Jahrzehnte hat er rastlos im Weinberg des Herrn in Indonesien als Steyler Missionar gearbeitet. Möge der Herr, dem er mit all seinen Kräften gedient hat, sein irdisches Bemühen annehmen und in seiner Güte vollenden.

Familie, Heimat, Jugend
P. Heinrich, wie er sich vorzustellen pflegte, und wie ihn alle nannten, erblickte am 2.Juli 1929 als zweites Kind der Eheleute Johann Bollen und Katharina Leitheiser in Landstuhl das Licht der Welt. Ihm folgten noch eine Schwester und drei Brüder. Er war seiner Familie und seiner Heimat sehr verbunden. Sein Leben lang ist er Pfälzer geblieben.

Schon mit 15 Jahren hat er sich im sozialen Bereich betätigt, als Rotkreuzhelfer, im Kolpingsverein, als Pfadfinder. All das war Ausdruck seines Ringens in den schwierigen Nachkriegsjahren. Schon früh deutete sich an, was einmal sein ganzes Leben ausmachen würde.

Er besuchte die Grundschule in Ramstein (1935/39) und die Oberschule in Landstuhl (1939/45). Sein Gymnasium machte er im Missionshaus St. Wendel. Auch hier engagierte er sich als Pfadfinder und in der Freizeitbetreuung der jüngeren Schüler. Mit 22 Jahren beendete er das Gymnasium und entschloss sich, Steyler Missionar zu werden.

Sankt Augustin
Im Frühjahr 1951 begann er im Missionsseminar Sankt Augustin bei Bonn das Noviziat. Es folgte die philosophisch-theologische Ausbildung. Nach den ewigen Gelübden (1.5.1957) empfing er am 15. Mai 1958 die Priesterweihe. Ein Jahr lang begleitete er afroasiatische Studenten in Bonn und München, bevor er Anfang August seine Missionsbestimmung nach Indonesien antrat.

Zukunftspläne
Er hatte damals mit P. Schütte, seinem Ordensoberen in Rom, erwogen, fünf Jahre in einem Missionsland zu arbeiten. Danach sollte er nach Deutschland zurückkehren, um seine Aufgabe in der Pastoral der afroasiatischen Studenten in Bonn und anderswo weiterzuführen.

Am 15. August 1959 kam er in Jakarta an, lernte drei Monate die Landessprache. Auf Flores machte er sich an die Arbeit . Sehr schnell wurde die Insel seine zwei-te Heimat. Die Pläne der Vergangenheit verloren sich.

Initiativen – Arbeit – Verantwortung
1960-1962 arbeitete er als Pfarrer und Religionslehrer in der Pfarrei St. Joseph, Maumere. In die Anfangsjahre als Pfarrer in Watublapi (1962-1974) fielen die politischen Wirren im Lande (1965/66). Als Sozialbeauftragter (1967-1974) der svd-Provinz und später der Erzdiözese Ende, war er exponiert und gefährdet. Gott sei Dank konnte er 1966 seinen Erneuerungskurs in Nemi machen.

Ende der Sechziger Jahre begann eine Zeit großer Entwicklungsprojekte. Steyler Missionare – auch P. Heinrich – leisteten darin einen bedeutenden Beitrag für die Entwicklung der Inseln Flores und Timor.

An 28 geografischen Schwerpunkten half dieser Plan, insgesamt 357 Einzelvorhaben zu realisieren: Projekte in den Bereichen Landwirtschaft und Fischerei, Handwerk und Kleinindustrie, Wohnungsbau und Trinkwas-serversorgung, Gesundheitswesen und Sozialarbeit, schulische und außerschulische Bildung.

Pater Heinrich erinnert sich: „Ich weiß noch genau, wie die Baumaterialien bei uns eintrafen: Zement, Betoneisen, Dachaluminium, Nägel, Türschlösser und Dachtraufen. Wir bauten Polykliniken, bildeten Landwirte aus und legten Trinkwasserspeicher an.“

Dem Volk verbunden
Als Pfarrer im Sikka-Gebiet wollte P. Heinrich konkrete Antworten auf die wirtschaftlichen und täglichen Sorgen der Bevölkerung geben: Kranke versorgen, umweltfreundliche Landwirtschaft fördern, die Rechte derer verteidigen, die Opfer von behördlicher Willkür wurden, eine ganze Liste von Dingen, die so mancher Mitmissionar nicht für ihre eigentliche Aufgabe hielt.

Die Sorgen und Klagen des Alltags waren, Krankheit, Schulgeld, Ernteausfall, Schulden, Hunger. Die Verbesserung der Landwirtschaft brachte ihm den Namen „Kakao-Pater“. Er ging selber von Feld zu Feld, um den Anbau von Kakao zu lehren und auch Anweisungen zu geben für die Behandlung der geernteten Früchte, um den Anforderungen der Händler in Surabaya gerecht zu werden.

Auch in seiner Pfarrei Watublapi ging er selber von Haus zu Haus, forderte die Leute auf, Fundamente zu graben für Wasserbassins. Als die Bevölkerung sah, wie diese Wasserbehälter „Wasserquellen“ für sie wurden, waren sie mit Begeisterung bei der Arbeit und schlossen sich zusammen, neue zu bauen.

Gesundheitswesen

Im Gesundheitswesen waren Malaria und TBC-Erkrankungen eine große Herausforderung. In wenigen Jahren entstanden 12 kleine Kliniken. Diese Kliniken waren zum großen Teil einfache Bauten aus Bambus, ein Teil der Angestellten waren Familienmitglieder der Kranken. Aber es gelang mit diesen einfachen Mitteln im Maumeregebiet die Zahl der Kranken zu senken.

Direkte Entwicklungshilfe
Als 1978 eine Hungerkatastrophe die Pfarrei Wolofeo heimsuchte, rief P. Bollen zur Solidarität auf. Als Sozialdelegierter der Erzdiözese Ende, drängte er die Lokalregierung, die anfangs die Leute alle umsiedeln wollte, das Land ergiebiger zu machen, durch Anlegen von Terrassen und Bepflanzen der Ränder mit Lamtoro (Leucaena), um so Erosion zu verhindern. 

Er bemühte sich um professionelle Unterstützung von der Universität Atmajaya. 150 Tonnen Samen wurden an die Bauern verteilt und sie wurden angeleitet, Terrassen anzulegen und die Ränder mit Lamtoro zu besäen. Das Beispiel Wolofeo hat Schule gemacht. Auch andere von Erosion gefährdete Hänge wurden terras-siert und bepflanzt. Das wirkte sich auch auf den Wasserstand des Batik Wair Flusses im Süden von Flores aus. P. Bollen erhielt vom Umweltminister eine Auszeichnung.

Strukturen und Bildung
Die Bauernverbände setzten sich für die Belange der Bauern ein, förderten das Kreditwesen und die Solidarität unter den Bauern im Maumeregebiet. 1974 wurden die Verbände in eine Stiftung (Yayasan) umgewandelt, mit dem Namen Yaspem. Er veranstaltete viele Kurse und Bildungsveranstaltungen in den Dörfern. 1978 entstand in Wairgete eine eigene Schule für die praktische Ausbildung der Bauern.

1984-1986 koordinierte er die Kommissionen für Gerechtigkeit und Frieden der Steyler Provinzen in Indonesien.

1986-1993 war er in Jakarta Pfarrer der deutsch-sprachigen Gemeinde. Danach war er Touristenseelsorger für Ostindonesien und als Moderator für die Sozialstiftung Yaspem tätig. Im Jahre 2000 organisierte er landwirtschaftliche Fortbildungskurse für jugendliche Flüchtlingsfamilien.

Tourismus entwickeln
Er führte ein Hotel, das 1976 von Italienern begonnen wurde und nach 1986 von der Yaspemstiftung übernommen und weitergeführt wurde. Es liegt an der Nordküste von Flores, in Waiara, und ist als Sea World Club bekannt. Es macht Leben und Kultur, aber auch die Naturschönheiten von Flores bekannt.

Öffentlichkeitsarbeit
P. Heinrich war immer ein eifriger Schreiber und wusste auch im hohen Alter mit neueren Kommunikationsmitteln umzugehen.

Während seiner Heimaturlaube scheute er keine Mühe, seine Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und für seine Initiativen zu werben. Er berichtete über seinen Kampf gegen Malaria, die Folgen von Hunger, Trockenheit, Erbeben und Vulkanausbrüchen.

Er stellt seine Integrationsprojekte vom Kinderheim, Therapiezentrum, Behindertenheim bis zur Frauen-Bildung vor. Er schildert, wie es ihm gelungen ist, das traditionelle Kunsthandwerk der Insel zu erhalten und wie durch die Übernahme des Hotels am Strand von Waiara seine Entwicklungsarbeit unterstützt wird.

Auch seine Jubiläen wusste er dafür zu nutzen; er liess keine Feier aus. Innerhalb von zwei Jahren konnte er Rückschau halten, an seinem 80. Geburtstag, beim goldenen Priesterjubiläum und am Fest seiner 50 Jahre in Indonesien.

Vor acht Jahren versuchte er, sich Rechenschaft zu geben und persönlich Rückschau zu halten und seine Erinnerungen zu Papier zu bringen. Seine Kräfte nahmen zusehends ab. Alter und Krankheiten machten ihm sehr zu schaffen.

Dank
Die Steyler Missionare danken ihm für seinen Einsatz in Indonesien. Sie danken auch seinen zahlreichen Freunden, die mit ihm ein Stück seines Lebensweges gegangen sind und an seiner Seite geholfen haben, so viele Initiativen und Pläne zu verwirklichen.

Die Auferstehungsmesse und Beerdigung von P. Heinrich ist morgen am 23.12. um 14.30h in Ledalero.

Seine letzte Ruhestätte auf dem SVD-Friedhof in Ledalero, Maumere wird uns alle an einen engagierten Flores-Missionar erinnern.

Steyler Mission

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