Pater Oswald Müller in Japan verstorben

Japan

18. Nov 2020

Am 12. November verstarb Pater Oswald Müller in seiner Wahlheimat Japan, wo er über 60 Jahre lang lebte und in unterschiedlichen Gemeinden wirkte.

Pater Oswald Müller war immer für seine Gemeinden in Japan  da.
Pater Oswald Müller war immer für seine Gemeinden in Japan da.

Die Familie Müller betrieb eine bürgerliche Gaststätte in Waldershof im Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth. Vater Wilhelm Oswald und Mutter Rosa geb. Miedl hatten mit dem Betrieb genug zu tun. Die zwei Buben und die zwei Mädchen legten früh Hand an, um Haus, Hof, Garten und Gaststätte in Ordnung zu haben, damit die „bürgerliche Küche“ auch schmackhaft und anziehend wirke.
„Schon als kleiner Bub las ich gerne Berichte von Missionaren in Japan“, schrieb Oswald in seinen Jugenderinnerungen. Die monatliche „Stadt Gottes“ bot ihm Gelegenheit dazu. Seine sieben Jahre im Bischöflichen Kleinen Seminar in Straubing weiteten seinen Horizont und seine Suche nach Informationen über die Japanmission.

Steyler Missionare Sankt Augustin

Am Ende des Gymnasiums entschied er sich für die Steyler. „Ich habe die Studienjahre in Sankt Augustin nie vergessen. Das Haus ist für mich eine geistige Heimat geblieben.“ Hier war seine Liebe zur Mission gewachsen und gereift.
Anfang 1955 band er sich für immer an die Steyler Missionsgesellschaft und ihren weltweiten Dienst. Am 28.8.1955, dem Fest des Hauspatrons, empfing er die Priesterweihe durch Bischof Theodor Schu, einem Steyler China-Missionar.
Er erhielt die Missionsbestimmung für Indonesien, bekam aber kein Einreisevisum. Die Umbestimmung nach Japan kam ihm nicht ungelegen. „Missionare sind sich einig: Wir dienen alle dem gleichen Herrn und lehren überall die Botschaft vom Reiche Gottes!“
Er lernte Englisch in Liverpool. Seine Reise führte ihn über Rom. Mit dem Segen des Generalsuperiors Schütte trat er seine 6-wöchige Schiffsreise ins ferne Japan an. Am 29.6.1958 hat er wieder Land unter den Füßen; Neuland auf japanischem Boden. Und wieder gilt es die Schulbank zu drücken und zwei Jahre Japanisch zu lernen bei den Franziskanern in Tokyo.

Missionar in Japan

P. Oswald erinnert sich: „Die Finanzverwaltung an unserer Uni war nicht mein Fall; das Nagoya-Klima auch nicht!“ Nach einem Jahr zog es ihn in die direkte Seelsorge. Er fand sie in Akita, der ältesten SVD-Station im Norden. „Vier Jahre lang ging ich jeden Morgen zum Kloster der japanischen Schwestern, oft zu Fuß, oft mit dem Fahrrad. Die Vorbereitung der wöchentlichen Predigt nahm viel Zeit in Anspruch. Doch half mir eine Katechistin vorzüglich. Jede Woche gab ich den Waisenkindern eine Katechese und führte auch jedes Jahr einige Schülerinnen vom Kolleg für angehende Kindergärtnerinnen zur Taufe. Natürlich war ich sonntags auch in der Pfarrkirche tätig, hatte den Kirchenchor zu leiten und die Ministranten zu führen.
Ab 1966 war ich Regionalvikar im Distrikt Shibata, da P. Wagner an die Nanzan Uni gerufen wurde. Die Station Mitsuke war neu aufzubauen! Inzwischen war ich 37 geworden und immer noch der jüngste. Da ernannte mich plötzlich der General zum Oberen des Shibata Distriktes. in der Niigata Präfektur, über 300 km südwestlich gelegen. Ich war noch nie Pfarrer gewesen. P. Provinzial gab mir die kleine Station Niitsu, wo ich die nächsten 16 Jahre verbringen durfte. Dort erwartete mich ein neuer Kindergarten, der erste Privatkindergarten in der Stadt und wieder neue, unbekannte Erfahrungen.
Noch hatte die Station keine Kirche. Ein Raum im Pfarrhof diente als Notbehelf. So war auch ein Kirchbau fällig. Nach 6 Jahren war es soweit. Mit Hilfe der SVD, der Erzdözese Köln und natürlich der Christen stand die Kirche September 1972 fertig da und konnte ohne Schulden eingeweiht werden.
Unser Kindergarten entwickelte sich gut. Wir erlebten eine große Überschwemmung, die alle Fußböden unter Wasser setzte; große Schneemassen setzten uns fast jedes Jahr zu. Wie oft habe ich Schnee von den Dächern abschaufeln müssen!
Mit den Kindern der Pfarrei machen wir jedes Jahr im Sommer einen mehrtägigen Kurs an verschiedenen Orten. Als letztes organisierten wir dann ein Treffen aller Gläubigen des Distriktes; das hat sich bis heute erhalten.”
Inzwischen war ich 52 geworden. Wieder ein offizieller Brief, dieses Mal vom Provinzial. Ich soll nach Odate gehen. Das ist in der Akita Gegend, eine Stadt mit 50.000 Einwohner. Mein Vorgänger, ein japanischer Mitbruder, hatte eben eine nette Kirche gebaut im japanischen Stil, ganz aus Holz. In der Pastoral ging es darum, auf dem Bestehenden weiterzubauen. Einige konnte ich zur Taufe führen, andere im Glauben stärken und den 100 Kindern im Kindergarten jede Woche den Samen des Glaubens ins Herz senken. So ging es auf die 69 zu.
Letzter Heimaturlaub war 1998. Dann Noshiro St. Peter & Paul (1960) Stadt am Meer auf halbem Weg nach Akita. Diese relativ kleine Station entspricht meinen Kräften. Es gehen 12 Jahre ins Land.
Seit vierzig Jahren begleitetet mich dieselbe Katechistin, sie hilft mir im Unterricht der Kinder, bei der Korrespondenz mit den Behörden und nicht zuletzt mit den Finanzen des Kindergartens. So werde ich 80: Hatte zwei Operationen im Rücken und das rechte Hüftbein ist schon recht schwach. Mit dem Stock geht’s noch."

Pater Oswald Müller starb 91-jährig in Japan.


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